Für den Großteil der Welt ist die 69jährige Greta Berlin, Sprecherin und Mitbegründerin der Free-Gaza-Bewegung, eine Heldin. Jüngst erhielt sie internationale Aufmerksamkeit für das Orchestrieren der Gaza-Flottille, wobei sie Israel in Interviews und Artikeln als einen „terroristischen Staat“ bezeichnete.

Gemeinsam mit anderen Führungsmitgliedern ihrer Bewegung, größtenteils pensionierten und wohlhabenden Frauen aus Kalifornien, hat Berlin mit antiisraelischer Rhetorik um sich gespuckt und gleichzeitig die palästinensische Sache propagiert.

Es ist nicht ohne Ironie, dass diese selbsternannten Menschenrechtler, mit Greta Berlin an der Spitze, sich entschieden haben, die Hamas zu unterstützen, jene radikale Terrororganisation, die die Rechte von Frauen in Gaza drastisch einzuschränken sucht und jede Form von Liberalismus in dem Küstenstreifen auslöschen will.

Sittenwachtplakatder Hamas

Seit ihrer Machtübernahme hat die Hamas mit strengen religiösen Gesetzen in Übereinstimmung mit dem islamischen Recht in das öffentliche Leben des Küstenstreifens eingegriffen. Im letzten Sommer hat der oberste Richter Gazas weiblichen Anwälten befohlen, Kopftücher zu tragen, um sicher zu gehen, dass Frauen sich gemäß dem islamischen Gesetz kleiden, das von ihnen verlangt, sich in der Öffentlichkeit zu verhüllen und locker sitzende Gewänder zu tragen, die nur ihre Hände und Füße zeigen.

Das in Gaza ansässige Palestinian Center for Human Rights veröffentlichte eine Stellungnahme, die den neuen Dresscode für Anwältinnen als „schwere Verletzung der persönlichen Freiheit und der Rechte der Frau“ bezeichnet.

Seit die Hamas an die Macht gekommen ist, patrouillieren Sittenwächter an den Stränden von Gaza, um dafür zu sorgen, dass sowohl Frauen als auch Männer angemessen bedeckt sind, wobei sie Frauen ermahnen und sogar verhaften, die nicht in Ganzkörper-Badeanzügen ins Wasser gehen. Eine wachsende Zahl von öffentlichen Schulen setzt Kopftücher und Umhänge als Uniformen für die Mädchen fest und schickt Jeansträgerinnen nach Hause zurück.

Von Konzerten bis Friseursalons hat die Hamas den Stempel ihrer Lesart des islamischen Rechts jedem erdenklichen Lebensbereich aufgedrückt. Im März 2010 hat sie Männern verboten, in Schönheits- und Friseursalons für Frauen zu arbeiten, welche das Ziel von Sprengstoffanschlägen und anderen Attacken waren, seit sie vor drei Jahren die Herrschaft übernahm. Die Hamas warnte davor, dass jeder, der gegen dieses neue Gesetz verstößt, verhaftet und angeklagt werde.

Im April hat die Hamas das erste große Hip-Hop-Konzert in Gaza abgebrochen. Ein Hamas-Polizist sagte, dass die Tanzweisen „unmoralisch“ seien. Die Hamas verbietet Männern und Frauen, in der Öffentlichkeit miteinander zu tanzen, und ihre Mitglieder haben – AK-47s tragend – derartige Tanzveranstaltungen gestoppt.

Unter dem Hamas-Regime wachsen Gruppen der islamischen Salafisten, die mit al-Qaida in Verbindung gebracht werden und ideologisch noch extremer sind als die Hamas, in erschreckendem Tempo. Im Mai stürmten maskierte Bewaffnete ein UN-Sommerlager für Kinder, nachdem fundamentalistische Muslime das Flüchtlingshilfswerk UNRWA dafür angeprangert hatten, „Schulmädchen Fitness, Tanzen und Sittenlosigkeit“ beizubringen. Diese Salafistengruppen haben Internet-Cafés angegriffen, christliche Einrichtungen niedergebrannt und ausländische Schulen sowie Hochzeitsfeste attackiert.

Wenn das wirklich die Art „freies Gaza“ ist, die Greta Berlin und ihre liberalen Mitstreiter aus Kalifornien im Kopf haben, muss man sich fragen, was die wahre Agenda der Free-Gaza-Bewegung ist? Der 21jährige Jihad Rostom erzählte der BBC im März 2010: „Die Hamas will sich dem Volk aufzwingen. Sie wollen, dass die Leute ihnen gehorchen, das ist ihr Schutz. Sie haben das Ansehen des Islam zerstört, indem sie sagen, wir tun dies wegen der Religion.“

Lama Hourani, die ebenfalls aus Gaza stammt und für die Rechte der dort arbeitenden Frauen kämpft, sagte der BBC, die Hamas stelle den Islam so dar, dass „die Freiheiten der Frau immer dem Einverständnis eines männlichen Verwandten unterworfen“ seien.

So muss man die Rationalität und das Ziel hinter Greta Berlins Medienkampagnen in Frage stellen. Unterstützt sie wirklich die Frauen und Kinder in Gaza, oder werden sie nur benutzt als Entschuldigung, dem Hass gegen die Existenz des jüdischen Staates Luft zu machen?

Zu der Behandlung palästinensischer Frauen unter dem Hamas-Regime in Gaza hat Berlin sich nie geäußert. Es gibt keine Meinungsfreiheit und keine Gleichberechtigung der Geschlechter unter der radikal-islamischen Hamas und den extremistischen Salafistengruppen, die Gaza beherrschen wollen.

Die politischen Freiheiten, die Greta Berlin als amerikanische Frau in den USA genießt, und die politischen Freiheiten, die Frauen in Israel genießen – Jüdinnen, Christinnen und Muslima gleichermaßen -, sind für die Frauen Gazas und vieler andere muslimischer Länder beinahe unbekannt. Das ist eine Tatsache des Lebens in Gaza, die nichts mit Israel zu tun hat und alles mit der Interpretation und Durchsetzung der Sharia durch die Hamas.

Es ist eine Schande, dass Frauen westlicher und liberaler Denkart nichts zur Unterstützung von muslimischen Frauen in Ländern unternehmen, wo die politischen Freiheiten nur Männern zugestanden werden, die auf der Seite der jeweils herrschenden politischen Parteien stehen.

Anav Silverman unterrichtet an der Secondary School of Education der Hebräischen Universität Jerusalem.

(Yedioth Ahronot, 29.06.10)

Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder.

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